Herrlich, bei strahlendem Sonnenschein und 18°C begab sich eine Gruppe von 10 Leuten zu Fuß auf den Weg durch Haaren zum Toresberg. Franz-Josef Heuser führte uns auf weniger bekannten Wegen „hinterrücks“ zur Bogenstraße, übers Edeka-Gelände und die Würselener Str. hinauf zur Autobahnbrücke der A 4.
An der Ecke Kitzeter Weg konnten wir ein Wegkreuz beobachten, leider nicht mehr im Originalzustand. Früher standen hier nur einzelne Bauernhöfe. Heute sind alle Straßenseiten voll bebaut mit Einfamilienhäusern. Vor dem Autobahnbau machte hier die Burgstr. (heute Würselener Str.) einen Bogen nach Nordwesten, um dann östlich vom Gut Haarenheidchen Richtung Würselen-Haal weiterzuführen.
Hinter der A 4 – Brücke beginnt seit der Gebietsreform von 1972 das Stadtgebiet von Würselen. Wir gingen den 1. Weg rechts bergan Richtung Kaninsberg. Dies war die ehemalige Heerstraße (via regia) nach Frankfurt. Nach ca. 150 Metern konnte man rechterhand im Hang einen Gemäuerrest sehen, der stark überwuchert war. Hier lag der Eingang zum damaligen „Bierkeller“ (auch: Felsenkeller), einem stollenartigen Gewölbe in der Flanke des Toresberges. Das Grundstück gehört der Familie von Karl Schloemer in Haaren. Der Stollen wurde wohl 1868 schräg in den Felsen gehauen, bis zu einer Tiefe von 20 m und mit einer Raumhöhe von 2,50 m. Er wurde von der Haarener Brauerei Lengersdorff als Lager- und Kühlraum für Eis und Getränke genutzt. Durch die Tiefe im Felsgestein hielt sich die Temperatur niedrig bis über den Sommer. Im Winter wurde dann frisches Eis in der Natur gehauen und hier als Kühlmittel eingelagert: ein Kühlschrank aus Vorzeiten.
Mit modernen (Kühlschrank-) Zeiten wurde der Keller nicht mehr benötigt. Im 2. Weltkrieg diente der Keller als Luftschutzraum für viele Haarener. Bis zu 100-150 Personen sollen hier bei Fliegeralarm Unterschlupf gefunden haben. Der Keller war mit notdürftigen Sitzen und Liegen ausgestattet. Nach dem Krieg bis Ende der 1960er Jahre soll hier eine Champignonzucht eingerichtet gewesen sein. Später wurde der Kellereingang (aus Sicherheitsgründen?) zugeschüttet, so dass nur mehr Reste der Seitenmauer zu sehen sind. Aufgrund der historischen Bedeutung hat der Heimatverein die Eintragung als Denkmal beantragt. Gerne würde er ihn wieder offenlegen. (Für Details siehe die Hefte 24 (2011) und 30 (2015) des Heimatvereins.)
Auf dem Rückweg gingen wir am 2022 neugestalteten „Denkmal“ (für Gefallene des 1. Weltkrieges) vorbei zur seit 2023 unter Denkmalschutz stehenden Telefonzelle vor der Apotheke „Am Denkmal“. Für sie hat der Heimatverein die Patenschaft übernommen. Wenige Meter unterhalb steht eine Mauer im rechten Winkel zur Straße. In ihr gab es früher eine Wasserleitung, die von einem Bächlein nordwestlich der A4-Brücke an der Würselener Straße gefüttert wurde. Dieser „Brunnen“ wurde von den umliegenden Bewohnern als Wasserstelle genutzt. An den Grabungen um die Kirche St. Germanus vorbei zogen wir zurück zur Welschen Mühle.