Die Kuratorin bei der Arbeit
Ilka Habrich, Christiane Schoenen, Astrid Urgatz & Sarah Strauch vor dem Teppich "ERINNERUNGEN" von Vera Sous
Astrid Urgatz als Kuratorin präsentierte 4 regionale Künstlerinnen mit zum Teil internationalem Ruf: Vera Sous, Ilka Habrich, Sarah Strauch und Christiane Schoenen. Durch die besondere Auswahl der Bilder / Wandteppiche und deren Hängung zueinander schuf die Kuratorin eine Ausstellung mit ganz besonderen Erlebnisräumen, die von vielen Seiten gelobt wurde. Die Ausstellung ermöglichte eine Auseinandersetzung mit der Spannbreite der Begriffe „Abtauchen – Eintauchen – Untertauchen“: Vom faszinierten Abtauchen in eine bunte Unterwasserwelt über das Eintauchen in eine Landschaft / Wald oder das Eintauchen in die eigene Seele bis zum tödlichen Untertauchen von Menschen auf der Flucht oder ihr Untertauchen in die Illegalität.
Das Bild Mayday-Mayday von Vera Sous
Ein besonderer Dank gilt neben den Künstlerinnen, die ihre Arbeiten zu Verfügung gestellt hatten, auch einer Sammlerin aus der Schweiz, die uns eine zentrale Arbeit der Ausstellung, „Mayday – Mayday“ von Vera Sous, zur Verfügung gestellt hatte.
Sarah Strauch mit Vera Sous
Vera Sous: Seit 2015 arbeitet sie intensiv in verschiedenen Projekten mit Minderjährigen, die aus den Krisengebieten dieser Welt zu uns nach Europa geflüchtet sind.
Bezirksbürgermeister Daniel Hecker vor dem Wandteppich von Vera Sous
Ihre bestickten, bemalten und bedruckten Wandbilder entstammten dem Zyklus „EXODUS“, in dem sie seit 2016 die Fluchtgeschichten unserer jungen Freund*innen und Nachrichten aus Krisengebieten in großflächigen Bildteppichen verarbeitet. Sie sind bedruckt, bemalt und bestickt. Daneben wurden kleinere Stoffarbeiten, die sie mit Fäden aus auf der Flucht von Afghanistan nach Aachen getragener Jeanshosen bestickte, in der Ausstellung in der Welschen Mühle gezeigt. Vera Sous vermag es durch die Schönheit ihrer Bilder uns für die furchtbaren Erlebnisse und Situation der geflüchteten Menschen zu öffnen ohne dabei in Hoffnungslosigkeit abzudriften.
Der Vollmond als leuchtender Hoffnungsträger
Ilka Habrich: Ihr Interesse gilt beobachteten Phänomenen der Natur, Mensch/Natur-Interaktionen und den Spuren der menschlichen Zivilisation in der Landschaft. In der Maltechnik variiert sie: Öl, das in dünnen Farbschichtungen aufgetragen wird, Aquarell in Verbindung mit Tusche, Geldrucke und Collagen. Es sind Techniken, die es der Künstlerin ermöglichen (Farb-)Räume entstehen zu lassen, in denen sich Polaritäten von Licht und Dunkel, von Schärfe und Unschärfe, von Realität und Imagination begegnen, ja zum Teil aufheben können. Und so kann man beim Betrachten ihrer Bilder eintauchen in die Weite des Universums oder in den Raum der eigenen Seele.
Sarah Strauch vor ihren Werken
Sarah Strauch: Die ausgestellten Werke waren eine Auswahl aus einer Serie mit Unterwasserportraits, die auf diversen Urlaubsreisen entstanden sind. Sie sollen Lebensfreude, Dynamik und Freude an der Natur vermitteln. Sie experimentiert mit der spiegelartig verspielt-verzerrten Wirkung der Wasseroberfläche von unten: Welche Farbe hat Wasser? Wie bricht sich das Sonnenlicht und fällt auf die Haut? Überwasserlandschaft – Unterwasserlandschaft; was ist real, was nur Fiktion?
Abtauchen - Eintauchen - Untertauchen
Christiane Schoenen: Die Ausstellung präsentierte eine kleine Auswahl von Werken der Künstlerin. Sie stammen aus verschiedenen Malerei-Serien. In der großformatigen Aktdarstellung wird der Mensch in einem Augenblick gezeigt, in der er sich zwischen Verschwinden und Erscheinen zu bewegen scheint. Die besondere Materialität der Temperafarbe und die Reduktion auf Figur und Grund verleihen dem Körper eine besondere Leichtigkeit und Körperlosigkeit, die wir durchaus auch mit dem Tauchen im Wasser verbinden.
Christiane Schoenen und Sarah Strauch beim Aufbau der Ausstellung
Bei der Freiluftmalerei „Über den Tag“ nähert sie sich durch eine ständig neue Begegnung ein und demselben Sujet. Derselbe Ausschnitt und die serielle Herangehensweise laden dazu ein, sich auf die eindringliche Wahrnehmung des Dargestellten und die Vergänglichkeit von Zeit einzulassen. Dieses Naturerleben wird in den aktuelleren großformatigen Landschaften durch das mit dem Rücken dargestellte Kind fortgeführt. So kann der Betrachter in die Figur hineintreten und dem Blick des Kindes folgen und in die Naturszenerien abtauchen. Zwischen präziser Naturdarstellung und Offenheit verflüchtigen sich die Eindrücke des naturalistischen Ganzen beim näheren Betrachten und lösen sich in Farbflecken auf, um letztlich zum Erlebnis Malerei zurückzuführen.
Rückseite des Bildteppichs „Mayday – Mayday“ und Arbeiten von Sarah Strauch
Der Kuratorin war es ein Anliegen, die Werke der vier Künstlerinnen in einem Dialog zu präsentieren. Betrachtete man zum Beispiel das überfüllte Flüchtlingsboot „Mayday – Mayday“ von Vera Sous, so konnte man, wenn man sich umdrehte die Mondnacht der Ilka Habrich sehen, so als wäre man selbst auf dem Boot und folge dem sich auf dem Wasser spiegelnden Mondlicht. Auf der Rückseite des Bildteppichs leiteten die Tiere des Meeres zu den farbprächtigen Arbeiten von Sarah Strauch. Bei der Meeresbetrachtung der Christiane Schoenen konnte der Blick in die Ferne schweifen. Hier wurden die verschiedenen Seiten des Meeres gezeigt: Hoffnungsvoll, freudvoll und sehnsuchtsvoll.
Meer - Himmel - Land (noch während des Aufbaus der Ausstellung)
Bei den Landschaftsdarstellungen (Wald, Bäume) der Künstlerinnen konnten vergleichbare Bezüge assoziiert werden. Zwischen den Wasser- und den Waldbildern verband der grandiose Blick in den Himmel der Ilka Habrich Meer und Land, Sehnsüchte und Hoffnung miteinander.
Eintauchen oder Untertauchen des Menschen in den Wald