16.08.2017

Besuch des Textilmuseums Tuchwerk in der Soers

Bericht: Helmut Vondenhoff

Das Textilmuseum Tuchwerk in der ehemaligen Stockheider Mühle am Strüverweg in der Soers war das Ziel unseres Ausfluges. Diese Mühle wurde bereits im 13. Jahrhundert als Kupfermühle erwähnt. Ab 1788 wurde sie als Walkmühle betrieben, zwischen 1891 und 1983 von der Firma Rzehak als Färberei und für die Apperaturanstalt von Stoffen. Seit einigen Jahren setzt sich der Verein Tuchwerk Aachen für eine neue Nutzung des Baudenkmals, u.a. als Museum zur Textilgeschichte der Region, ein. Anliegen des 2003 gegründeten Tuchwerks Aachen e.V. ist es, das textilgeschichtliche Erbe Aachens zu bewahren und die einst über 100 Tuchfabriken, Spinnereien und Färbereien mit ihren bis zu 15.000 Arbeitsplätzen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Neben der Sammlung, Archivierung und Aufbereitung hat sich das Tuchwerk Aachen e.V. vor allem die Präsentation textilhistorischer Exponate zur Aufgabe gemacht. Begrüßt wurde unsere Gruppe von Andreas Lorenz, Nachkomme und Erbe der früheren Tuchfabrik Lorenz, vor einer Karte der Stadt Aachen, auf der sämtliche früheren Nadel- und Tuchfabriken eingezeichnet waren. Die Karte des Jahres 1911 dokumentiert, dass Aachen 100 Jahre nach dem Beginn des Industriezeitalters mit seinen im Plan verzeichneten 103 Tuchfabriken, den zahlreichen Nadel- und Kratzenfabriken und der Hütte als größtem Arbeitgeber eine typische Industriestadt war. Im Depot des Tuchwerks erläuterte Andreas Lorenz an den zentralen Maschinen des Produktionsprozesses die Arbeitsschritte, die notwendig sind, aus Wolle ein modisches Qualitätstuch entstehen zu lassen. Inzwischen ist es den Experten des Tuchwerks gelungen, immer mehr Maschinen zu aktivieren, so dass diese bei Führungen in Bewegung gesetzt werden können. Wenn auch nur im Kleinen, so vermitteln die laufenden Maschinen doch einen Eindruck der textilen Arbeitsplätze. „Tuche aus Aachen“ –, dieses einst international bekannte Markenzeichen, ist heute im Bewusstsein der Aachener Bürger weitgehend verblasst. Nicht verblasst dagegen sind die Erinnerungen bei unseren Mitgliedern bei der Führung, die entweder selbst noch in der Tuchindustrie beschäftigt waren, oder Familienangehörige hatten, die als Weber, Zwirner, Spinner, Näherin, oder als Stöpferinnen in den zahlreichen Aachener Tuchfabriken beschäftigt waren. Viele von Ihnen hatten eine Ausbildung in diesen Berufen in ihrer Wohnumgebung erfahren, andere sogar die Textilingenieurschule in Aachen besucht. Uns Haarenern ist natürlich die Tuchfabrik Rummeney bestens noch bekannt, die den Haarenern über Jahrzehnte Arbeit, Einkommen und soziale Sicherheit bot. In Archivunterlagen fanden wir noch Aufzeichnungen und Exponate unseres früheren Haarener Unternehmens. Andreas Lorenz bot uns an, diese Archivalien bei einem separaten Besuch einsehen zu können und für unseren Verein und Stadtteil relevante Dinge zu sichern. Wer nicht schon einmal in einem Textilbetrieb bzw. Tuchfabrik war, dem wird empfohlen eine Führung im Museum Tuchwerk in der Soers mitzumachen. So viele Einzelheiten, die es zu sehen gibt, kann man unmöglich detailliert beschreiben. Man muss einfach hingehen und sehen!

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Museumsbesuch Tuchwerk in der Soers

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Andreas Lorenz, Sproß der Tuchfabrik Lorenz

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Gewaltige Tuchmaschinen in der großen Halle

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Webstühle von unterschiedlichem Format

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Webstuhl für äußerst feine Tuche

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Heinz-Hubert bestaunt eine Spinnmaschine

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Filzversuchslabormaschine der Fa. SINGER

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Standartnähmaschine von 1922, Fa. SINGER


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