27.05.2017

Besuch der Gartenanlage Groß-Tivoli

Bericht: Helmut Vondenhoff

Vor 10 Jahren war das Thema Gartenanlage Groß-Tivoli in aller Munde; Aachen sollte ein neues Fußballstadion erhalten. Die Stadt Aachen und die Alemannia hatten Großes vor mit dem damaligen Gelände der Dauergärtner. Dort sollte der neue Tivoli entstehen. Gemüsebeete, Gartenhäuser, Freizeitgelände, Erholungsorte für viele Familien mussten weichen. Es war ein schwerer Schlag für viele, die sich dort schon seit Jahrzehnten wohlfühlten und einen Großteil ihrer Freizeit verbrachten. Besonders für die älteren Gärtner schien ein Umzug zu beschwerlich. Die Suche nach einem neuen Zuhause war alles andere als einfach. Es gab viele Vorschläge; man war sich aber einig, es sollte in der Soers sein. Erst sollten die Gärten hinter die Friedhofsmauer von St. Raphael, dann bei Schloss Rahe verlegt werden. Entweder waren die Bürger dagegen oder aber die Kleingärtner. Dann kam Hubert Coonen zum Berensberg. Er fand ein geeignetes Gelände und einen Landwirt, der das Gelände nicht mehr bewirtschaften wollte. Es begannen zähe Verhandlungen, die aber nach 80 Jahren Vereinsgeschichte noch einmal dort einen Neuanfang möglich machten. Wir hatten uns vorgenommen, die neue Anlage zu besichtigen und mit Hubert Coonen einen Erzähler gefunden, der uns die ganze Geschichte von Groß-Tivoli und damit einen Teil seiner eigenen Geschichte deutlich machte. In gemütlicher Runde, bei hochsommerlichen Temperaturen lauschten wir gespannt den Worten von Hubert, der sowohl von der alten Anlage an der Krefelder Straße, als auch von der neuen Anlage in Berensberg berichtete. Besonders schmerzhaft waren die Erfahrungen, als die alten Gärten über Nacht geplündert und zerstört wurden bevor die Eigentümer ihr Hab und Gut sichern konnten. Ohne Benachrichtigung an die Gärtner hatte eine Baufirma plötzlich mit Bagger einen tiefen Graben um die Gärten gezogen. Niemand konnte mehr an sein Eigentum gelangen oder noch etwas mitnehmen. Aber Hubert Coonen, der früher bei der Stadt Aachen beschäftigt war, wusste seine Verbindungen zu nutzen. Mit Gott und alle Welt hatte er in diesen schwierigen Tagen zu tun. Er entwickelte sich einmal mehr als Kämpfer für seine Anlage und für seine Kleingärtner. Heute, 9 Jahre nachdem 39 Kleingärtner den Einzug in die neue schmucke Anlage vollzogen haben, blickt man voller Stolz auf die Parzellen, Gartenhäuser, Wege, Beete, Gemeinschaftsanlagen und auf ein gästefreundliches Vereinsheim. Bei der Führung durch die Anlage hatten wir Einblick in alle Gärten: ordentliche und saubere Beete mit jungen Pflanzen, Blumen überall, hier und da ein Gartenteich, kleine Liegewiesen an den einheitlichen Gartenhäusern, freundliche Gartenbetreiber, überall ein Lächeln, all das beeindruckte uns sehr. Hier fühlen sich junge und alte Familien gemeinsam wohl, Familien mit Migrations-Hintergrund sind hier voll integriert, friedlich bewirtschaftet man sein eigenes kleines Reich und lebt in Frieden mit dem Nachbarn. Hubert Coonen der uns auch in seinen Garten führte, blickte noch einmal zurück; Nach so vielen Jahren seine Heimat verlassen zu müssen, das sei schwer. Wir haben uns auch nicht direkt hier zu Hause gefühlt, aber nach 9 Jahren sind wir mehr als angekommen und glücklich. Es war ein langer und beschwerlicher Weg, den der Verein ohne den unermüdlichen Einsatz des Vorsitzenden Hubert Coonen und seiner Mitstreiter wohl nicht so hervorragend überstanden hätte. Doch der Verein lebt durch all seine Mitglieder. Als sie hier ankamen, stand hier nur ein Holzhaus. Alles andere haben sie mit viel Mühe und Zeit selbst geschaffen. Grund genug, auf das bisher Geleistete stolz zu sein, findet Hubert Coonen und hält es mit einem Wort von Caroline Reinartz: „Der Neider sieht die Blumen, aber nicht den Spaten, der das alles geschafft hat.“ Ein lohnender Besuch bei herrlichem Heimatverein-Wetter und bei netten Nachbarn wie man es sich wünscht.

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9 Jahre nach der Neuanlage, sauber gepflegt

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Gemütlicher Verzäll mit Hubert Coonen

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Hubert Coonen erklärt die Bodenleuchten

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Ein Schrebergarten wie er im Buche steht

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Einheitlich geplant und doch individuell

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Hubert Coonen an seinem Teich mit den Kois

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Schöne Gartengeometrien, und doch elegant

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Ein toller Blick von der Anlage über Aachen


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