24.02.2016

Der Adlerstein vom Türmchen ist wieder da

Bericht: Helmut Vondenhoff

Johannes Nollè und seine Familie bewohnten den ersten Bauernhof, der an der alten Landstraße lag, die von Verlautenheide zum Kaninsberg führte. Während seines Studiums an der RWTH hat sich Johannes Nollè intensiv mit der Geschichte Aachens und Verlautenheides beschäftigt. Seine damaligen Gesprächspartnerinnen über Verlautenheidener Themen waren Schwester Zita und Schwester Maria. Beide betreuten damals liebe- und aufopferungsvoll die Bevölkerung in der Nachkriegszeit und darüber hinaus. Irgendwann hat Johannes Nollè auch mit Schwester Zita von einer Urkunde gesprochen, in der stand, dass während der Französischen Revolution eine gewisse Summe für das Aushauen des Verlautenheidener Adlersteines von Gut Türmchen bezahlt worden war. Darauf meinte Schwester Zita ganz nachdenklich, dass in dem Hühnerpark des Schwesternhauses ein komischer Stein läge, der damit vielleicht etwas zu tun haben könnte. Von dieser Nachricht geradezu elektrisiert, hat Johannes Nollè die Schwestern noch am gleichen Tage im Schwesternhaus besucht. Tatsächlich, unter viel Staub, Erdreich und Hühnerkot fand sich der ehemalige Adlerstein von Gut Türmchen. Die Schwestern meinten damals: „Wenn du ihn haben willst, kannst du ihn mitnehmen.“ Noch in derselben Woche hat Johannes Nollè mit seinem Vater den Stein abgeholt, gesäubert und dann zunächst im Keller ihres Hauses langsam austrocknen lassen. Das fragile Objekt, das unter Wetter und Hühnern gelitten hatte, und an dem zwei Ecken irgendwann abgeschlagen waren, war zunächst einmal durch diese lobenswerte Initiative gesichert. Die erfolgreichen und kontinuierlichen Aktivitäten des Heimatvereins haben Johannes Nollè und seine Mutter dann dazu gebracht, den Stein dem Heimatverein und damit der Dorfgemeinschaft zu übergeben. Sie waren der Meinung, dass solche Denkmäler niemandem alleine gehören. Sie seien ein Teil der Identität einer Gemeinschaft und sollten sich in deren Besitz befinden. Der Stein erinnert an die Rolle des Dorfes Verlautenheide an der Grenze des Aachener Reiches, aber auch an die starken, oft komplexen Kontakte mit den französischen Nachbarn. Die Revolutionstruppen haben zwar den Adler der freien Reichsstadt Aachen ausschlagen lassen, sie haben besonders im Aachener Dom gewütet, sie haben aber auch in das damals noch obrigkeitsstaatlich organisierte Reich die neuen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gebracht. Dem Heimatverein war es eine Verpflichtung im Sinne von Erhaltung und Bewahrung des Monuments eine würdige, stetige und öffentliche Präsentationsstätte für den Adlerstein zu finden. Unser Mitglied Wilfried Koerens, handwerklich und künstlerisch gleichsam begabt und erfahren, übernahm die Restaurierung des beschädigten Steins. In mehr als 50 Arbeitsstunden in seiner Werkstatt gab er dem Stein beinahe sein altes Aussehen wieder. Bis auf das unwiderrufliche Aushauen des Adlerbildes gelang ihm die Wiederherstellung vorzüglich. Mit einigen Helfern konnten wir den Stein an der Fassade des Schwesternhauses in Verlautenheide anbringen. Mitglieder des Heimatvereins begleiteten die Arbeiten und zogen auch interessierte Mitbetrachter zu dem Platz vor dem Schwesternhaus, das der Pfarre Christus unser Bruder gehört, und bis zum Ende der Woche noch drei Schwestern Wohn- und Arbeitsraum bietet, bevor sie endgültig Verlautenheide verlassen und in ihr Mutterhaus nach Aachen ziehen. Schwester Raphaelis, die hier über dreißig Jahre tätig war, freute sich sichtlich, noch vor Ende ihrer Tätigkeit in Verlautenheide dem Anbringen des Steines beiwohnen zu können. Professor Johannes Nollè , der in München tätig ist und aus terminlichen Gründen zu der Aufstellung nicht kommen konnte, bedankte sich in einem Schreiben besonders herzlich bei Wilfried Koerens für seine aufopfernde Restaurierungsarbeit und beschrieb den Heimatverein als eine lebendige Gemeinschaft geschichts- und heimatbewusster Bürger mit einer tatkräftigen Führung. Doch auch wir danken Prof. Johannes Nollè für seine Initiative um den Adlerstein von Gut Türmchen. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich geworden.

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Der alte Adlerstein von Gut Türmchen

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Handwerker und Künstler, Wilfried Koerens

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Am Schwesternhaus in Verlautenheide

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Zahlreiche Mitglieder des Heimatvereins

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Mit Kraft und starken Händen hängt der Stein

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Der Adlerstein an seinem würdigen Platz

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Schwester Raphaelis war mit dabei


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