Die Kunst liegt sozusagen vor unserer Haarener Haustüre. Nur wenige Omnibusminuten entfernt, auf der Jülicher Straße, in der ehemaligen Schirmfabrik Brauers, dem jetzigen Ludwig Forum, finden wir sie. Hier hat der Aachener Fabrikant Peter Ludwig mit seiner Frau Irene eine unvergleichliche Sammlung moderner Kunst zusammen getragen. Schon früh in den 60er Jahren reiste das Ehepaar in die Staaten um Kunst zu entdecken und zu finden, Werke die heut weltberühmt sind. Die sog. Ludwig-Kunst und die Pop-Art-Sammlung geben wertvolle Einblicke in die US-amerikanische Gesellschaft zwischen den 1960er und 1980er Jahren. Zwischen all den Kunstobjekten die ständig ausgestellt sind, versteht es die Direktorin des Ludwigforums, Frau Dr. Brigitte Franzen, immer wieder mit neuen Konstellationen, Objekten und Ausstellungen die Besucher zu interessieren und an zu locken. „Man muss nicht so viel wissen, um sich das anzuschauen“, betont Brigitte Franzen, genau das wollte der Heimatverein Haaren-Verlautenheide beim Besuch des Ludwig-Forums erfahren. Reicht die normale Skepsis gegenüber der modernen Kunst aus, sie zu begreifen und zu verstehen, oder lässt man das Gesehene nur durch Farben, Geometrien, Formen und Darstellungen auf sich einwirken? Unsere Besucher die zum ersten Male diese Räume besuchten, erlebten die moderne Kunst von leicht irritiert bis bass erstaunt, doch mit Hilfe der erklärenden Worte der Führerin, pendelte sich mehr oder weniger, früher oder später Verständnis für diese moderne Kunst ein. Blickfang seit mehr als 40 Jahren ist „Aachens Mona Lisa“, die füllige Hausfrau mit ihrem überfüllten Einkaufswagen. Auf einem weißen Podest lässt der Superstar des Hauses die Kippe im Mund nun in ganz schöner bunter Gesellschaft glimmen, vor fünf Farbfeld-Bildern Gerhard Richters. Unsere Besucher/innen durften dabei den gedachten Dialogen zwischen dem Lockenwickler-Rosa der Lady und Richters rosa Autolack-Quadraten „lauschen“. Rund 40 Werke zeigt die Ausstellung, große Namen wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein bis Jean-Michel Basquiat und Jeff Koons, passend zum Jahres-Schwerpunkt mit US-Kunst und begleitend zum aktuellen Nancy-Graves-Projekt. Nancy Graves Markenzeichen, das Kamel, klebt als Silhouette neben manchem Werk, Graves Lehrer verwendete als einer der Ersten Tier-Elemente in der modernen Kunst. Immer wieder gesellen sich zwischen älteren Objekten auch neue Präsentationen in der Ausstellung, aktuell konnten wir neun schwarz-weiß Fotografien von Andy Warhol aus den 70er Jahren bestaunen. Alltägliches aus den New Yorker Leben der damaligen Zeit, aufgezeichnet mit der Kamera bei den Streifzügen des Künstlers durch seine Stadt, Obdachlose, Häuserfluchten, Schaufenster. Diese an sich banalen Objekte sind bei weitem noch nicht so wertvoll wie Warhols in der Nähe hängendes Popeye-Gemälde, von Dr. Brigitte Franzen auf rund 80 Millionen Euro taxiert. Das beeindruckt den unbedarften Gelegenheits-Kunstbetrachter aus Haaren natürlich enorm, die Fülle der Angebote, das Ambiente der Räume, Farben, Asymmetrien, Modernität der Gestaltung, alles in allem gewöhnungsbedürftig für das Auge, aber auch für den Verstand. Da Kunst von Können abgeleitet wird, zollten unsere Besucher den Künstlern, wenn auch nachdenklich, doch den entsprechenden Respekt.
Die Supermarket Lady v. Duane Hanson
Naive Kunst und handwerkliches Können
Kamele des Nancy-Graves-Projekts
Moderne Kunst will genau erklärt sein
Moderne Kunst will genau erklärt sein
Bilder-Kunst, erlebt mit und durch das Auge
Moderne Kunst soweit das Auge reicht, überall
Ein Danke für die Führerin, von Klaus