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 Bericht Nr. 354 
14.03.2018

Besichtigung Marschiertor / Aachen

Bericht: Heinz-Hubert Lillot

Am 14. März 2018 trafen sich gegen 15 Uhr die Mitglieder des Heimatvereins Haaren/Verlautenheide und Gäste zu einer Führung durch das Marschiertor. Da das Marschiertor wegen der Dachsanierung noch immer eingerüstet war, machte eine größere Außenbesichtigung keinen großen Sinn.

Marschiertor

Die Historie des Marschiertores und des äußeren Befestigungsringes wurde sowohl vor als auch im Inneren des Marschiertores auf originelle und informative Weise durch unseren Vorsitzenden erzählt.

So sah es vorher aus.

Wie kam es, dass so schnell zwei Befestigungsringe in so kurzer Zeit in Aachen gebaut wurden. Kaiser Friedrich I., auch Kaiser Barbarossa genannt, hielt sich im Jahre 1171 eine längere Zeit in Aachen auf. In dieser Zeit verpflichteten sich die Bürger der Stadt Aachen durch einen feierlichen Eid, ihre Stadt innerhalb von vier Jahren mit einem Befestigungsring zu umbauen. Von dieser sogenannten Barbarossamauer (auch “Innerer Mauerring“ genannt) sind heute nur noch wenige Reste zu sehen, so z. B. in der Minoritenstraße, auf einem Hof am Hirschgraben und am Driescher Gäßchen.

Doch bereits nach ca. achtzig Jahren hatte die Bevölkerung der Stadt Aachen so zugenommen, dass sich dieser Befestigungsring als zu klein erwies. Am 22. Mai 1257 bestätigte König Richard den Aachenern ihre Privilegien und erließ den Zusatz, der es der Bürgerschaft ermöglichte, einen wesentlich größeren, äußeren Befestigungsring zu errichten. Dieser Befestigungsring sollte sicherlich auch dazu dienen, den Krönungsort Aachen zu sichern. Dieser äußere Befestigungsring war mit 11 Toren ausgestattet. Hierzu zählten das Marschiertor (früher auch äußeres Burtscheider- oder Hahnentor genannt), das Ros-, das Jakobs-, das Vaalser-, das Königs-, das Pont-, das Berg-, das Sandkaul-, das Köln-, das Adalberts- und das Wirichsbongardtor. Die Aufzählung der Tore folgt dem damaligen Verlauf des Befestigungsrings, ausgehend vom Marschiertor in westliche Richtung.

Zur weiteren Verteidigung und Sicherung der Stadt erhielt dieser äußere Befestigungsring zwischen den einzelnen Toren nochmals 22 Türme sowie Wachhäuser und Erker. Heute sind hiervon noch die folgenden Werke erhalten:„Der Lange-“ oder „Pulverturm“, Lavenstein, Adalbertsturm (beide jedoch leider nicht mehr vollständig) und der Pfaffenturm.

Dieser äußere Befestigungsring, im folgenden auch Stadtmauer genannt, hatte die stattliche Gesamtlänge von fast 5.400 Metern. Die Fertigstellung der Haupttore Marschier-, Jakobs-, Pont- und des Kölntores wird in der Geschichtsschreibung um das 13. Jahrhundert datiert. Die endgültige Fertigstellung des äußeren Befestigungsrings wird von den Historikern Roehn und Prick in der Mitte des 14. Jahrhunderts angesiedelt.

So besaßen die Aachener nach ca. 100 Jahren ein Befestigungswerk, dass so manchem Feind getrotzt hat und dem Aachener Bürger ein relatives Gefühl der Sicherheit gab.

Die Erbauung des Marschiertors in seiner Urform erfolgte um 1215, wahrscheinlich unter dem Einfluss Friedrichs II. 1248 erlitt das Tor durch den Angriff und die Belagerung Wilhelm von Holland starke Schäden, die vermutlich durch Steingeschosse und Brand entstanden sind. In den folgenden Jahren wurde das Marschiertor stark vernachlässigt. Mitte des 13 Jahrhunderts (ca. 1257) erfolgte dann der Wiederaufbau des Marschiertores. Die Fertigstellung des Marschiertores in seinem heutigen Bestand ist um 1300 anzusiedeln. Das Marschiertor ist ein imposanter Überrest der ehemaligen Stadtbefestigung und gleichzeitig eines der mächtigsten noch erhaltenen Stadttore Westeuropas.

Es wird angenommen, da ein schriftlicher Nachweis noch nicht vorliegt, dass das Marschiertor in früherer Zeit ebenfalls eine Vorburg (Barbakane genannt) hatte, so wie heute noch am Ponttor zu sehen. Auf einem Bild von 1726 (gesehen in der Ausstellung von St. Adalbert), das die Stadtmauer zeigt - hier besonders das Marschiertor – kann man sehen, dass es zu diesem Zeitpunkt einen langgestreckten Holzbrückensteg vor dem Tor gab. Am Anfang dieses Steges standen zwei Holzwachthäuser.

Das zentrale Torgebäude wird von zwei mächtigen Türmen flankiert, mit denen zusammen es einen geschlossenen Baukörper von 23,85 m Gesamtbreite bildet. Die Türme, deren Umfänge zu etwa zwei Dritteln Außenmauern darstellen, haben eigenartigerweise ungleiche Durchmesser. Während der Ostturm (Richtung Bahnhof gelegen) einen Durchmesser von 12,30 m hat, beträgt er bei dem westlich gelegenen Turm nur 11,55 m. Zur Feldseite sind die beiden Türme gleich weit vorgelagert. Die Durchfahrt hat auf der Stadtseite eine Breite von 3,66 m. Das Tor erfüllte über viele Jahrhunderte seine Wacht- und Sicherungsfunktion für die Stadt Aachen. Es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen sich vorzustellen, wie viele Menschen, Wagenladungen und Waren diesen Torbogen passierten.

In der Leibung des Torbogens befand sich das Fallgitter mit einer Länge von 10 m und einer Stärke von 15 cm, das bis hinauf in den Kommandantenraum, ehemals Wohnung für den Hauptmann und Befehlshaber der Burg, reichte. Davor ist das zweiflügelige, eisenbeschlagene Holztor mit einer kleinen integrierten Holztür eingebaut. Vor dem Holztor in Richtung des Feldes (stadtauswärts) münden mehrere Gussöffnungen aus den Mauern ins Freie, durch die man eingedrungene Feinde mit z.B. heißem Öl bekämpfen konnte. Solche Gußrinnen befinden sich in allen Stockwerken des Marschiertores.

Im ersten Stockwerk sind sie in den Wachtzimmern der beiden Türme, im zweiten im Kommandanturraum (Raum des Torkommandanten) rechts und links des alten Paramentenschrankes, von Fensterbänken verdeckt und draußen an den Seiten der Madonnennische ins Freie mündend. Im dritten Stockwerk befinden sich ebenfalls Öffnungen für die Abwehr von Feinden mit Steinen und heißem Öl und Pech. Wenn wir uns jetzt einmal vorstellen, auf der Stadtseite vor dem Marschiertor zu stehen, dann bietet sich uns folgendes Bild:

In 20,50 m Höhe befindet sich ein kleines Vordach, und darüber türmt sich das gewaltige Dach von 23,00 m. Das Bauwerk hat eine Gesamthöhe von 43,50 m. Bis zur Zerstörung des Daches im Kriegsjahr 1943 war die Höhe sogar 48,50 m. Unter dem kleinen Vordach befand sich eine Winde für das Hochziehen von Lasten, die man durch das mittlere Fenster im 3. Stockwerk einbringen konnte. Das Dach hat nicht immer die heutige Form eines Walmdaches gehabt. Das Tor war vermutlich ursprünglich flach gedeckt und war mit einem Kranz von Zinnen versehen. Der Stil des Bauwerkes ist als spätromanisch zu bezeichnen; es befinden sich aber auch gotische Elemente (Spitzbögen) im Innern und Äußeren.

Im späten 15. Jahrhundert, als Feuerwaffen sich immer mehr durch- setzten, verloren Stadtbefestigungen nach und nach ihre ursprüngliche Bedeutung. Bei Belagerungen war es mittlerweile wesentlich wirksamer, die Stadtbebauung selbst zu beschießen, als zunächst zu versuchen, die Stadttore zu „knacken”. Trotzdem boten die Mauern und ihre wehrhaften Tore Schutz gegen vielerlei Feindseligkeiten wie z. B. gegen Plünderungen durch marodierende Truppenteile in Kriegszeiten. Bekannt ist, dass im Jahre 1422 die Befestigungen wieder einmal instandgesetzt wurden, weil der Bischof von Lüttich der Stadt Aachen mit Krieg drohte. Oft genug ist Aachen aber überwältigt worden, so dass im Laufe der Zeit ein ganz gemischtes Volk von französischen, schottischen, spanischen, wallonischen, jülicher, lothringischen und hessischen Soldaten unter anderem auch „Gäste” im Marschiertor waren. In Friedenszeiten hatten die Stadtsoldaten, die abends die Tore schlossen, die Funktion einer Art Wach- und Schließgesellschaft, und tagsüber dienten die Tore als Zollschranken, an denen Zulieferer von außerhalb ihren Obolus zu entrichten hatten.

Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert verwahrlosten die Stadtbefestigungen sehr. Steine und sonstige wiederverwertbaren Gegenstände aus dem Befestigungswerk wurden zur Erbauung von Häusern genutzt. Am 16.12.1792 geschah dann etwas, das einschneidende Folgen für die Stadt haben sollte: Ein Vortrupp französischer Revolutionstruppen stand vor Aachen! In der Frühe des 15. Dezember, es war ein Samstag, stieß der Tor- und Nachtwächter des Marschiertores, Joseph Jungbluth, in sein Horn und ließ sein Warnsignal über der Stadt erschallen. Am nächsten Tag marschierte ein Teil der Revolutionsarmee in Aachen ein, um hier das Winterquartier zu beziehen. Doch die Besatzung dauerte nur 10 Wochen; am 1. und 2. März mussten die Franzosen sich den Österreichern bei Aldenhoven zur Schlacht stellen und wurden geschlagen. Noch am 2. März verließen die Reste der französischen Armee Aachen und kehrten nach Frankreich zurück. In der Folgezeit rüsteten die Franzosen gewaltig auf und verfügten bald über ein Heer von 730.000 Mann, denen auf alliierter Seite nur 330.000 Verteidiger gegenüberstanden.

Im Jahre 1794, es war am 22. September, prallten im Aachener Wald Teile des französischen Heeres und österreichische Kräfte aufeinander; diesmal zogen die Österreicher den Kürzeren. Am gleichen Tage eilte der Rat der Stadt Aachen zusammen und beschloss, die französischen Generäle um Gnade und Schutz für die Stadt zu bitten. Eine Delegation der Bürgerrepräsentanten übergab in dem Ort „Herve“ in Belgien den Franzosen die Schlüssel des Jakobstores. Kampflos wurde nun die Stadt Aachen genommen. Dank Einsatz des Ordensritters „Wieder dem Tierischen Ernst“, Jack Lang, erhielt die Stadt Aachen eine Kopie dieser Schlüssel. Aufbewahrt werden diese Kopien im Waffensaal des Marschiertores in einer Vitrine rechts neben der Türe zum Ostturm. Die Originalschlüssel des Jakobtores befinden sich in den Pariser „Archives nationales“.

Bereits am 23. September zog die französische Generalität mit einem Regiment Elsässern ein. Der größte Teil der französischen Armee marschierte an Aachen vorbei, und es kam zu keinerlei Plünderungen oder Ausschreitungen. In der Folgezeit gehörte Aachen zu Frankreich, dessen I. Konsul Napoleon Bonaparte und späterer Kaiser Napoleon I. wesentlichen Einfluss auf die Geschicke der Stadt nahm. Durch ein Gesetz vom 10. September 1804 überließ er z. B. der Stadt alle Gräben, Wälle und die zur Stadtbefestigung gehörenden Grundstücke unter der Bedingung, die Gräben aufzufüllen und die entstehenden Flächen in öffentliche Parkanlagen zu verwandeln.

Nach so vielen Informationen begann nun das Abenteuer „Erkundung des Marschiertores“.

Im westlichen Toreingang das Marschiertor betretend standen wir vor einer Wendeltreppe. Ca. 20 Stufen, stammend aus dem 1. Viertel des 13. Jahrhunderts, führten uns in den ersten Raum. Jener Raum, mit einer Größe von ca. 12 qm, diente den Soldaten als Wachraum. Die Lage des Raumes war von strategischer Bedeutung, da von hier aus der gesamte Torbogenraum für die Soldaten einsehbar war. Heute dient dieser Raum als Garderobe und Bierkeller. Eine ehemalige Zellentür, Originaltür aus den Jahren um 1870 und stammend aus dem Gefängnis am Adalbertsteinweg, genannt Moulenshoeh, verhindert den Blick auf eine kleine Nische. Die Schießscharte in dieser gibt den Blick Richtung Burtscheid frei, da ja hauptsächlich nur von dort Gefahr drohte.

Eine Bodenplatte, ca. 50 x 60 cm, in diesem Raum sichert den Einstieg zu einem früheren Verlies. Gefangene fristeten hier für eine kurze oder auch längere Zeit ihr karges Dasein. Ca. 5 m mussten überwunden werden, um den Boden des Verlieses zu erreichen.

Die Größe des Verlieses und des Wachraumes sind gleich. Spärliches Licht erhielt das Verlies aus einem Schacht, dessen Ausmaße ca. 20 x 20 cm betragen.Kein angenehmer Gedanke, wenn man sich vorstellt, hier für einen gewissen Zeitraum einquartiert zu werden, womöglich bei „Wasser und Brot“. Leider konnten wir diesen Raum nicht besichtigen.

Nach der Bewältigung weiterer Treppenturmstufen steht man vor einer Nische, die den wachhabenden Soldaten den Einblick und die Übersicht über den stadteinwärts führenden Weg (heute Franzstraße) ermöglichte. Bisher stand in dieser Nische die Kanone (Blötsch) der „Oecher Penn„. Diesen liebevollen Namen erhielt die Originalkanone von den Urvätern der Aachener. Jene Originalkanone, die sicherlich größer gewesen ist, hat durch feindliche Aktivitäten eine Beule erhalten, die dann zum Spitznamen der Kanone führte. Leider musste die Kanone dort wegen Unfallvermeidung in die Lagerräume gestellt werden. Sehr schade.

Wir stiegen weiter bis in den ehemaligen Torkommandatenraum und machten hier unsere erste Rast, heute Treffpunkt der Kommandantur der Stadtgarde Oecher Penn.

Marschiertor Marschiertor Marschiertor

Die Gestaltung des Raumes erforderte einen hohen materiellen und individuellen Aufwand, der von den Aktiven gerne eingebracht wurde. Der Kommandanturraum hat eine Größe von 36 qm, und die Höhe beträgt ungefähr 6 m. Ein sehr schönes Kreuzrippengewölbe, dass vom Lehrstuhl für Baugeschichte und Denkmalpflege auf 1260 datiert wird. Granitprofilierungen sind auf den Gratleisten angebracht. Die Belichtung des Raumes erfolgt stadtseitig durch zwei Rundbogenfenster, die mit Werksteinen gerahmt sind. An der Ostwand des Raumes befindet sich eine offene Feuerstelle mit vorgekragtem Rauchfang, die jedoch bei früheren Instandsetzungen verändert worden ist. Eine Fußbodenheizung ist der Tribut an die Neuzeit; sie wurde so weit wie möglich in Eigenleistung erstellt. Feldseitig zum Altan befinden sich 2 schartenartige Beobachtungsfenster. Vom Kommandanturraum gelangt man auf den Altan; das ist eine Art Balkon, von dem aus man nach Burtscheid schaut. Wie schon erwähnt, hatten die Pennsoldaten in früheren Zeiten hin und wieder Angriffe auf die Stadt, die aus dieser Richtung kamen, abzuwehren.

Das Archiv

Links neben dem Torkommandantenraum, getrennt durch ein paar Stufen, gelangten wir in das Archiv, einst auch die Schlafstelle der Soldaten. Heute befindet sich in diesem ca. 14 qm großen Raum unser Archiv. Dieser Raum wurde zu einem echten Schmuckstück in der Gesamtanlage des historischen Gebäudes. Der Archivraum ist der einzige Raum, den wir verputzt vorfanden. Es muss sich um einen sehr alten Putz handeln, da wir festgestellt haben, dass bei seiner Verlegung Rosshaar verarbeitet wurde, und das ist eine Technik, die schon lange nicht mehr angewendet wird. Dieser Putz ist für das Archiv die ideale Wandverkleidung, da er sehr gut feuchtregulierend wirkt.

Links vom Archiv befand sich früher die Abortanlage des mittelalterlichen Gebäudes. Es war nicht viel mehr als eine Maueröffnung, durch die das Unvermeidliche in Richtung Süden, sprich Burtscheid an der Stadtmauer entlang „entsorgt” wurde. Eine humorvolle, kleine Darstellung an der Wand schildert den damaligen Brauch. Alle Archivalien der „Oecher Penn“ befinden sich in diesem Raum. Deshalb wurde von unserem Vorsitzenden hier die Historie der Oecher Penn beleuchtet.

Oecher Penn

Das Gründungsjahr der im Volksmund kurz Penn genannten Stadtgarde ist am 3. März 1857. Als karnevalistische Mutter darf die Karnevalsgesellschaft „Floressei“ angesehen werden. Die Aktivenschaft der Stadtgarde Oecher Penn umfasst in ihrer närrisch-militärischen Struktur Offiziers-, Fähnrichs-, Soldaten- und Kadettencorps, Marketenderpaar, Spielmanns- sowie Musikzug. Insgesamt verfügt der Verein über ca. 740 Mitglieder. Auf den Pennmarsch: “ Pennsoldaten – rücken an, stramm im Schritt nun – Mann für Mann“ - begleiten rund 120 bis 140 Gardisten in ihren schmucken friderizianischen Uniformen während der Session unsere zahlreichen Aufmärsche im In- und Ausland. Nicht nur im Saalkarneval mit ihren Sitzungen und Bällen ist die Penn seit ihrer Gründung eine feste Größe, sondern in besonderer Weise mit ihren Außenveranstaltungen an den Karnevalstagen aus dem närrischen Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Seit 1995 konnte den Traditionsveranstaltungen, wie der Marktaktion zur „Eröffnung des Straßenkarnevals am Fettdonnerstag“, dem Erbsensuppenessen am Karnevalssamstag und dem Penn-Biwak am Karnevalssonntag weitere Höhepunkte hinzugefügt werden. Das „Gardetreffen“ am Karnevalsfreitag ist mittlerweile eine feste Größe in der Terminplanung vieler Vereine aus Nah und Fern. Diese karnevalistischen Aktivitäten und auch der Ausklang des Rosenmontagszuges finden im Festzelt auf dem Katschhof statt.

Unseren ausländischen Aktivitäten, maßgeblich geprägt durch die regelmäßige Präsenz bei den folkloristischen Veranstaltungen in der Champagnermetropole Reims im Rahmen der Städtepartnerschaft, haben wir im Herbst 1995 mit unserer Teilnahme an der Steuben-Parade in New York und 2013 in Toledo weitere Großereignisse folgen lassen. Schon mancher wird sich gefragt haben, woher der Name Penn kommt. Mit Sicherheit nicht von pennen = schlafen. Im Gegenteil! Die Penn ist getreu ihrem Wahlspruch „In Freude Wohl tun üben“ eine hellwache Truppe im Kampf gegen Griesgram und Muckertum.

Überliefert ist als Erklärung, dass die früheren Stadtsoldaten ihren kargen Wehrsold aufbesserten durch Schnitzen von „Holzpinnchen“, die vormals von dem Schuhmacherhandwerk zum Besohlen von Schuhen verwandt wurden, sowie Holzstricknadeln. Der Volksmund hat dann in Abwandlung nicht von Stadt- sondern Penn-Soldaten gesprochen. Liebevoll nannte der Aachener sie seine „Oecher Penn“.

Seit 1964 ist die Stadtgarde Oecher Penn im Marschiertor zu Hause. Die offizielle Übergabe wurde seitens der Stadt Aachen von dem damaligen OB Heusch vorgenommen. Die Verbundenheit zwischen der Stadtgarde Oecher Penn und der Stadt Aachen drückt sich auch darin aus, dass der jeweilige Oberbürgermeister zum Ehrenkommandanten ernannt wird. Eine Auszeichnung, die vom jeweiligen Amtsträger immer sehr gerne angenommen wurde. Über viele Jahre hinweg ist es der Stadtgarde Oecher Penn gelungen, die historischen Räumlichkeiten im Marschiertor nicht nur zu erhalten, sondern unter Wahrung seines historischen Kerns die einzelnen Räume zu restaurieren und so zu gestalten, dass ein alter Zeitgeist vorstellbar werden kann. Aus diesem Grund wird das Marschiertor „Am Tag der offenen Tür“ oder am „Tag des Denkmals“ von den Aachener Bürgern gerne besucht. Die Komplimente der Aachener Bürger sind für uns ein Ansporn, das Marschiertor nicht nur für diese Generation zu erhalten.

Nun ging es die Treppen hinunter zur Kleiderkammer.
Geht man ca. 25 Stufen im Ostturm nach unten, gelangt man in einen Raum, der ca. 12 qm groß ist. Drei Nischen gewährten auch von diesem Raum einen guten Überblick über evtl. anrückende Feinde. Heute befindet sich hier unsere Kleiderkammer. Eine recht lebhafte Diskussion entstand, warum nur Männer im Verein sind (historisch belegbar .Damals wurden Frauen bei den Soldaten nicht angenommen.) Auch so manche Erläuterung zur Uniform erhellte das Bild eines Pennsoldaten. Hier wurde unter Wahrung des historischen Gemäuers ein weiteres Kleinod geschaffen. Weiter ging es im Ostturm nach unten. Alle kamen auf den unebenen Stufen gut voran. Das Verlies war bereits im Vorfeld durch unseren Vorsitzenden angekündigt worden.

Noch ein Verlies ?

Nachdem man sich weitere Stufen abwärts bewegt hat, ist rechter Hand noch mehrere Stufen tiefer die Eingangstüre des Ostturms zu erkennen. Links befindet sich die Eingangstüre zum Verlies. Eine sehr schöne Türe, eine Originaltür aus der Strafvollzugsanstalt, die ein wenig den Charakter eines dahinterliegenden Verlieses zeigen könnte. Der Raum besitzt keine eigenen Fenster. Licht gelangt nur durch Schießscharten, die sich eine Etage höher befinden.

Mit wie viel Liebe zum Detail ein Verlies umgestaltet werden kann, ist dank unermüdlichen Einsatzes der Vereinsmitglieder der Stadtgarde Oecher Penn unschwer erkennbar - eine Weinstube, die zum Feiern einlädt.

Marschiertor

Geht es noch weiter runter?

Marschiertor

Leider mussten nun alle wieder die Stufen bis zum Torkommandatenraum hinauf. Verschnaufen war angesagt. Ja, der Heimatverein war richtig sportlich unterwegs. Wir blieben noch einige Minuten, die von einigen zur Benutzung der Toilette oder zum Austausch von Wissen über das Marschiertor genutzt wurde.

Nun kam die nächste Herausforderung. Es galt noch ca. 40 Stufen bis zum Waffensaal zu meistern. Im Treppenhaus, ein paar Stufen weiter im Westturm, kommt man an einer großen Holztüre vorbei, durch die man früher auf die Stadtmauer gehen konnte. Heute befindet sich hinter dieser Türe ein Glas- und Porzellanmagazin. Der nächste Raum ist ca. 14 qm groß. Durch das Einziehen eines neuen Mauerwerkes wurde aus dem ehemaligen runden Raum ein eckiger und dient heute als Toilette.

Nach ungefähr weiteren 20 Stufen im Westturm erreicht man eine Nische, die einen herrlichen Ausblick in Richtung Franzstraße erlaubt. Hier konnten in den Vitrinen die Orden der Handwerkskammer der Gold– und Silberschmiedeinnung bestaunt werden.

Von hier aus sah man schon die Tür zum Waffensaal. Ein letzter Ansporn war gefragt. Weitere 20 Stufen mussten geschafft werden bis zum sogenannten Waffensaal. Der Waffensaal ist ca. 164 qm groß; er besteht aus drei Teilen: dem mittleren Raum mit einem Tonnengewölbe als Decke, einem rechten Raum (Westturm), erreichbar durch eine Bogenöffnung, und einem linken Raum (Ostturm), beginnend mit zwei arkadenartigen Rundbogenöffnungen mit jeweils halbrunden Gewölben.

Marschiertor

Der Mittelraum, der zur Unterbringung der Wachmannschaft diente, hat stadtseitig drei größere Öffnungen, von denen die mittlere zum Einbringen von Lasten diente. Diese wurden von einem darüberliegenden hölzernen Dachausbau mittels einer Winde heraufgezogen.

Marschiertor

Erstaunen über den großen Waffensaal.

Marschiertor

Auf den Bildern sind alle 11 Tore des äußeren Befestigungsrings dargestellt.

Marschiertor

Was für eine Aussicht

Marschiertor

Aus diesem Löffel zu trinken machte unseren Norbert bescheiden.

Marschiertor Marschiertor

Was wollte unser lieber Klaus mit dieser Geste andeuten?

Marschiertor

Ein vertrauliches Gespräch im Waffensaal.

Vom Waffensaal aus gehen Treppen zum Dachstuhl. Zu erwähnen ist hier noch der eigenartige Verlauf der Aufgangstreppen. Diese beginnen zunächst mit einem nur leicht gebogenen Lauf, der aber unvermittelt an der Stelle abbricht, wo unterhalb der Treppe die Trennwand zum Mittelraum liegt und das Tonnengewölbe ansetzt. Von hier biegen die Treppen fast rechtwinklig zur Feldseite ab und enden nach einer Viertelwendung auf der Plattform. Das Dach, das im Krieg zerstört wurde, ist im Jahre 1959 neu gebaut worden. Bevor man nun durch eine schöne Holztüre den Waffensaal verlässt und den Ostturm betritt, sollte man sein Augenmerk auf die Vitrine rechts der Türe richten. Hier sind die Schlüssel (Kopie) des Jakobstores, (die Originale befinden sich im Luvre in Paris) ausgestellt, welche 1794 in Herve einer Delegation der Franzosen übergeben wurden. Wir, alle Besucher des Marschiertores, hatten nun das Ziel die „Torhauptmannsschenke“ erreicht.

Marschiertor

Sehr gemütlich, wie einige vortrefflich bemerkten und machten es sich bequem. Nach so einer sportlichen Leistung braucht der Körper zuerst mal Flüssiges. Dies wurde in Form von Mineralwasser, Bierchen usw. gereicht. Vielen Dank an alle helfenden Hände. So lässt es sich aushalten.

Marschiertor

Eine gemütliche Runde, in der unser Vorsitzender noch einige Anekdoten aus seinem Penn Leben zum Besten gab.

Marschiertor Marschiertor Marschiertor Marschiertor Marschiertor

Natürlich kam die Frage nach einer Wiederholung unseres Besuches im Marschiertor im nächsten Jahr auf. Unser Vorsitzender versprach, diesen Wunsch festzuhalten und vor der nächsten Programmplanung auf alle Fälle noch mal anzusprechen. Sollte der Wunsch dann immer noch so groß sein, wird er umgesetzt. Deshalb bitte ich alle interessierten Mitglieder: meldet euch bei unserem Vorsitzenden oder im Heimatverein. Gegen 18:30 h machten sich fröhliche und wohlgelaunte Besucher wieder auf den Heimweg nach Haaren/Verlautenheide. Wie es sich für einen Pennsoldaten gehört, hat unser Vorsitzender das Marschiertor in einem ordnungsgemäßen Zustand als Letzter verlassen.



Nächste Termine:

Mi, 01.05.2024
Frauenchor "Der letzte Schrei"
15:00 Uhr Seniorenzentrum

Mi, 08.05.2024
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15 Uhr Heimatforum

Di, 14.05.2024
Verzällabend mit Zwischenbericht zu den Funden an St. Germanus
19 Uhr Heimatforum
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